Vorurteile gegenüber Trainingsschwertern

oder

Warum Trainingsschwerter keine plumpen Eisenknüppel sind

Es halten sich hartnäckig verschiedene Vorurteile über Arbeitsweisen oder Qualitätsmerkmale an Waffen die man als überholt bezeichnen kann. Einige dieser Vorurteile möchten ich hier anschneiden und veranschaulichen das diese nicht haltbar sind. 

Die folgenden Vorurteile sind die, denen man am häufigsten begegnet. 

 

Geschmiedetes ist besser als Geschliffen- und Gefrästes!

Grobe Griffteile und Passungen reichen, ist ja eh nur zum kloppen.

Prioritäten in der Anschaffung einer historischen Waffe.


Geschmiedetes ist besser als Geschliffen- und Gefrästes!

Lange schon hält sich dieses Vorurteil, vor gut 60 Jahren war diese Aussage auch noch absolut korrekt. Die damaligen Stähle waren für die Schmiedetechnik ausgelegt. Heute ist dies anders, unsere modernen Stähle sind anders beschaffen und in ihrer Zusammensetzung so gestaltet, dass sie geradezu ideal sind für Techniken wie bohren, schleifen, fräsen ect. 
Klar, wird dies auch durch das Beispiel von Federbandstahl, der auch von anderen Betrieben als Schmieden gekauft wird.

Eine Landmaschinenschlosserei als Beispiel wird mit Sicherheit den Federbandstahl nicht mehr schmieden, sondern es wird geschweißt, geschliffen und gefräst. Es ist so das der geschmiedete Stahl eine unmerklich verbesserte Zähigkeit aufweist als der geschliffene.

Diese Verbesserung bewegt sich allerdings im geringen Bereich von 0,X %. Die Zeitersparnis ist im Kontext zu der geringen Verbesserung der Zähigkeit nicht zu ermessen. Doch geschmiedete Werkstücke haben auch ihre unbezahlbaren Vorteile, zum ersten erhalten sie einen ganz anderen Geist einen ideellen Wert und einen gewissen Charme. Zum zweiten wird das Wissen um die die Techniken des Freiformschmiedens bewahrt und diese beiden Punkte sind nicht zu verachten. Wir fertigen meistens nach der Ausschliffmethode, nur auf direkten Wunsch werden Waffen aus Monostahl geschmiedet. Andere Waffen wie Äxte, Lanzen, Speere, Hämmer und Kolben werden alle im Kohlenfeuer geschmiedet. Es wird generell bei allen Waffen weder geschweißt noch gelötet oder geschraubt. Knauf- und Parierelemente werden im Durchlauf der verschiedenen Arbeitsschritte geschmiedet und geschliffen. 
Daher kann man zusammen fassend sagen, dass ein Schmied der behauptet das nur handgeschmiedet Waffen qualitativ hochwertig sind und Ausgeschliffenes nur Arbeit fauler Handwerker ist, ein Schmied ist der keine Ahnung von Stahl, seiner Bearbeitung, und dem was er generell tut, hat.

Daher ist ein festes Indiz für Unwissenheit oder Fuscherei ein Schmied der keine Auskunft geben kann und will. Handwerk ist keine Hexerei. Und Geheimniskrämerei ist für den Erhalt alten Handwerks nicht dienlich sondern dumm.

 

Parierstangenpassungen

Gibt man einem Messermacher ein Schwert in die Hand so wird in der Regel sein erster Blick auf die Passungen fallen. Eine sauber anliegende Passung ist schön aber nicht notwendig. Messermacher sehen dies anders, aber Messermacher sind Messermacher und Schwertschmiede eben Schwertschmiede.

Will heißen: Begutachtet man Schwertfunde aus den verschiedensten Epochen so wird man so gut wie nie eine sauber anliegende Passung finden. Die Notwendigkeit bestand einfach nicht. Warum? Das wird im Punkt der Prioritäten erläutert. Ein Parier kann auch ohne offensichtlich sauber am Klingenspiegel anzuliegen fest sitzen, ob der Spalt zwischen Parier und Klinge groß oder klein ist ist unter Vorbehalt eines festen Sitzes eine rein ästhetische Angelegenheit und kein qualitatives Kriterium. Eng anliegende Passungen haben nicht nur keine qualitativ, verbessernde Eigenschaften, keinen historische Authentizität sondern auch ihre Grenzen. Spätestens wenn man eine Klinge fertigt bei der die Hohlkelhe bis zu einem Drittel in die Angel läuft ist es vorbei mit eng anliegenden Parieren. Viel wichtiger im Zusammenspiel von Parier und Klinge ist das der Übergang besonders stabil ist, die Klingenschultern im Parier versenkt sind und der Übergang von Schulter zu Angel gerundet ist. 
Wir für unseren Teil bevorzugen eng anliegende Passungen, dies erreichen wir durch heißes Aufsetzen. Der Parier schrumpft auf und man hat eine unlösbare Verbindung. 
Abschließend möchte ich noch sagen das ich nichts gegen Messermacher habe, viele in meinem Bekanntenkreis sind Messermacher. Aber jede Interessengruppe hat eben so ihre Marotten ;-)

 

Prioritäten in der Anschaffung einer historischen Waffe

Viele Menschen und ich selbst natürlich auch habe beim Kauf eines Schwertes oder einer Axt meist als erstes auf die Optik geachtet. War etwas sehr sauber gearbeitet oder außergewöhnlich dann war der Schritt bis zum Kauf nicht mehr weit wenn der Preis stimmte. Erst im längeren Schwertkampftraining war dann zu merken das die Waffe wirklich zu schwer war oder schlecht ausbalanciert ist. 

Heute noch herrscht meist diese Kriterienreihenfolge vor:

Optik

Preis

Funktion (Funktion beinhaltet auch die Punkte der Qualität)

 

Meiner Meinung nach sollte man Punkt 1 und 2 tauschen und Punkt 3 an erster Stelle erheben! 
Bin ich als Beispiel ein Freikämpfer der häufig an Schlachten teilnimmt, also viel mit der Schwert arbeitet. Dann brauche ich ein schlichtes Schwert das so leicht wie möglich ist und gut ausbalanciert ist, zum Punkt der Balancierung komme ich im nächsten Absatz.

Die Schlagkante sollte für schnelle und sichere Kämpfe zwischen 2,0 - 2,5mm liegen. Sehen ich nun ein Schwert das meiner Epoche entspricht dann nehme ich es nach Erlaubnis des Händlers in die Hand und schwinge es leicht, fühlt es sich im Schwung an wie eine Verlängerung des Armes und wiegt es nicht zu schwer in der Hand wenn ich es vertikal stelle dann hätte man den Punkt abgehakt. Verfügt man über die nötigen Kenntnisse, kann man natürlich auch noch Schwertphysikalische Eigenschaften wie Schwingungs- und Drehpunkte prüfen.

Als nächstes ein kurzer Blick auf die Klingenlänge, Einhandschwerter sollten für den Freikampfbereich am ausgestreck hängenden Arm nicht den Boden berühren. Ist dies auch der Fall so lässt man sich vom Händler die Rockwellhärte nennen. Nach unserer Erfahrung hat sich, um ein ungefähres Spektrum zu nennen, ein Wert zwischen 53 und 56 Rockwell für Trainingswaffen bewährt. Schaukampfwaffen etwas weicher und Fechtklingen etwas härter. Man kann sich auch noch vom Händler die Elastizität vorführen lassen. 
Eine Einhandklinge sollte unserer Meinung nach nicht zu dünn und elastisch sein, dies behindert die Kontrolle der Klinge und damit die Sicherheit. Biegt man die Klinge mit der Spitze auf dem Fussrücken, sollte die Klinge mit etwas Kraft gebogen werden können und schnell wieder in die Ausgangsposition zurück federn. Als letztes gilt es noch die Griffmontage zu beurteilen, geschraubte, hartgelötete oder ähnlich montierte Gefäße haben nicht in der Schlacht zu suchen. Die höchste Sicherheit und Haltbarkeit bietet immer noch die durchgehende Angel die über dem Knauf vernietet wird. 

Nun hat man all diese Kriterien geprüft, dann kommt der Preis. Dies ist ein Punkt bei dem man gar keinen Tipp geben kann. Im Gespräch kann erfahren, ob die Klinge geschmiedet oder geschliffen ist, sind Knauf und Parier massengefertigt oder ebenfalls handgearbeitet. Unter diesen Gesichtspunkten kann man nun Symmetrie, Schliff, Politur oder Mattierung ect. bewerten. Mein persönlicher Geschmack bei reinen Kampfschwertern für den häufigen Gebrauch ist schlicht. Einfache Formen, keine bis sehr schlichte Verziehrungen und mattierte Flächen. Habe ich ein hochglanzpoliertes Schwert mit vergoldetem Parier und tauschiertem Knauf werde ich es nach Kürze im Kampf bereuen mit die Optik meines teuren Schwertes versaut zu haben. Als letzten Punkt kommt der Service. Daher, habe ich Garantie auf die Klinge und wenn ja, wie lange? Wo sitzt der Hersteller, ist dieser leicht und schnell bei Problemen zu erreichen? Dies wäre der Werdegang wie ich ihn heute beim Kauf eines Schwertes gehen würde. Man erspart sich viel Geld und Ärger wenn man einmal etwas mehr Zeit investiert und richtig kauft, als das man schnell kauft und sich nachher im Kampf ärgert weil man kein Schwert sondern ein Knüppel hat der nur aussieht wie ein Schwert. 

All diese Dinge die wir hier nun geschrieben haben sind unsere subjektive Meinung und müssen keine Gültigkeit haben, nach unserer Ansicht nach sind dies Punkte in denen noch viel Irrglauben herrscht. Wir hoffen das wir ein wenig helfen konnten diese Bereiche aufzuklären.